hier erfährst du alles über Wildschweine.

Eigentlich ist das Schwarzwild ein ausgesprochen scheues Wild. Eigentlich, das bedeutet, dass die schlauen Wildschweine sich in vielen Großstädten Deutschlands mittlerweile so wohl fühlen, dass nun auch ganze Rotten durch Berlin oder Düsseldorf marschieren. Sie haben gelernt, dass es in der Nähe der Menschen immer Fressbares zu finden gibt. Grundsätzlich leben Sauen aber zurückgezogen und kommen erst im Schutz der Dämmerung aus ihren Verstecken im tiefen Wald.
Fürsorgliche Mütter und grantige Einzelgänger
Sauen leben in Familienverbänden, die man Rotte nennt. Diese besteht üblicherweise aus dem Familienoberhaupt und ihren Nachkommen. Der “Chef” ist nämlich immer eine “Chefin”! Die alte und erfahrene Bache, also ein weibliches Schwein, führt so eine Gruppe von bis zu 35 Tieren an. Das sind alle Frischlinge, also Jungen, aus diesem Jahr und die vom Jahr davor, die man Überläufer nennt. Die Überläuferbachen können aber selbst schon Frischlinge haben. Die männlichen Tiere, auch Keiler genannt, bleiben bis zum Ende ihres zweiten Lebensjahres bei der Rotte, dann wandern sie ab. Zunächst streifen sie in kleinen Junggesellengruppen umher, aber alte Keiler ziehen immer alleine und gesellen sich nur in der Paarungszeit zu den Bachen.
Großer Appetit auf alles Fressbare
Wildschweine sind Allesfresser. In diesem Fall heißt das, dass die Wildsauen tatsächlich alles Fressbare verspeisen, was ihnen so in die Quere kommt. Das können Wurzeln und Pilze sein, Eicheln, Bucheckern und Samen, Engerlinge und Würmer, aber auch Aas oder ein Mäusenest oder sogar mal ein Rehkitz, das zufällig entdeckt wurde. Auf dem Speiseplan des Schwarzwilds steht aber auch das, was Menschen anpflanzen. Mais und Weizen nehmen sie mit Vorliebe, aber auch Blumenzwiebeln und Knollen im Garten.
Auf Nahrungssuche durchwühlen Wildschweine mit ihrer Schnauze, die der Jäger auch Gebrech nennt, den Boden. Sie können wahnsinnig gut riechen und erschnüffeln jeden noch so kleinen Wurm oder Futterbrocken darin. Wenn sie das im Wald tun, durchlüften sie damit den Boden und vertilgen so manchen Schädling. Der Förster sieht das Schwarzwild daher gern im Wald. Begeben sich Wildsauen aber auf den Feldern und Wiesen der Bauern, oder sogar auf Fußballplätzen oder in Parks und Privatgärten auf Futtersuche, dann stellt der zerwühlte Boden meist einen großen Schaden dar.
Die Frischlinge kommen im Nest zur Welt
Tatsächlich baut die Bache im Frühjahr eine Art Nest. Dazu sondert sie sich von der Rotte ab und trägt Zweige, Kraut und Farn an einer geschützten Stelle im Unterholz zusammen. In diesem Wurfkessel bringt sie etwa sechs Frischlinge zur Welt. Die Paarungszeit der Wildschweine liegt im Winter, November bis Januar, nach knapp 4 Monaten frischt die Bache. Nach wenigen Tagen folgen die kleinen Frischlinge ihrer Mutter, die zur Rotte zurück kehrt.
Bald nehmen sie zusätzlich zur Milch auch feste Nahrung auf und müssen schon nach etwa 14 Wochen nicht mehr gesäugt werden. Interessant ist, dass der Ernährungszustand der jungen Bache darüber bestimmt, wann sie tragend werden kann. Sobald sie genügend Körperfett hat, werden die entsprechenden Hormone gebildet. Eine Bache wird auch nach der eigentlichen Paarungszeit ein weiteres Mal paarungsbereit, wenn sie nicht gedeckt wurde, und zwar so lange, bis sie tragend ist. Wildschweine sind also Tiere, die sich unter günstigen Bedingungen erheblich vermehren können.
Sind Wildschweine gefährlich?
Wie schon beschrieben gehen Wildschweine eigentlich dem Menschen aus dem Weg, wenn sie können. Zwar sehen sie nicht besonders gut, aber sie haben ein sehr feines Gehör und einen ausgezeichneten Geruchssinn. Dadurch bemerken sie einen Menschen schon lange bevor er ihnen wirklich nahe kommen kann und ziehen sich zurück.
Ganz selten aber kommt es trotzdem zu Begegnungen, etwa weil man der Rotte den Weg abschneidet, oder sich im Wald dem Wurfkessel einer Bache genähert hat. Dann können Wildschweine tatsächlich sehr gefährlich werden. Sie sind – sieht man vom seltenen Wolf einmal ab – das einzige tatsächlich wehrhafte Wild in unseren Wäldern. Gerade Keiler haben gewaltige Eckzähne, die der Jäger Gewaff nennt – aus gutem Grund, denn sie sind messerscharf und das Wildschwein weiß sie einzusetzen. Bei einer Begegnung mit einem Wildschwein ist es also unbedingt empfehlenswert, sich ruhig und langsam zurückzuziehen, der Sau den Fluchtweg freizuhalten und auf keinen Fall zu versuchen, sie zu verscheuchen oder sie selber anzugreifen. Da Wildschweine nicht klettern können, ist die Flucht auf einen Felsen oder Baum eine Möglichkeit, wenn man ihn erreichen kann.
Das Schwarzwild aus jagdlicher Sicht
Der Jäger schenkt dem Schwarzwild besondere Aufmerksamkeit, weil er zum einen verpflichtet ist, die Felder und Äcker der Bauern vor den Schäden durch Wildschweine zu schützen und zum anderen, weil die gefährliche Afrikanische Schweinepest in den überhöhten Beständen sehr leicht übertragen werden kann.
Gründe für die Jagd auf Wildschweine
Besonders in Maisfeldern halten sich Wildschweine sehr gerne auf. Zwischen den hohen Pflanzen finden sie Versteck und jede Menge zu Fressen, Deckung und Äsung sagt der Jäger. Sind sie erst mal drin im Mais, richten sie schnell große Schäden an. Sie fressen von den Maiskolben, treten dabei aber auch die Maispflanzen nieder und legen so jede Nacht viele Quadratmeter platt. Das kann der Landwirt nicht mehr ernten, jedes zerstörte Stück Maisfeld bedeutet also finanziellen Verlust.
Da sich die Wildschweine aber auch bei so gutem Futterangebot sehr schnell vermehren, hat der Jäger nun gleich zweimal Grund, sich im Spätsommer an die Maisfelder zu setzen und sie zu “bewachen”. Manchmal gelingt es ihm, ein Wildschwein zu erlegen, wenn es sich vom Wald auf den Weg ins Feld macht. Die Rotte meidet dann in den nächsten Tagen das Feld, kann dort keine Schäden mehr verursachen und gleichzeitig ist auch die große Population wenigstens um ein Stück kleiner geworden.
Die Bejagung von Sauen
Schwarzwild darf das ganze Jahr über gejagt werden. Dabei gelten aber selbstverständlich Einschränkungen durch die allgemeine Jagdruhezeit und den Muttertierschutz. Eine Bache, die Frischlinge säugt, darf auf keinen Fall erlegt werden, das ist ein Straftatbestand. In März und April, der Jagdruhezeit, dürfen Wildschweine nur auf dem Feld und bis zu 200m in den Wald hinein erlegt werden. Das übrige Wild soll im Wald in Ruhe seine Jungen aufziehen können.
Um das Schwarzwild besser erlegen zu können, legt der Jäger Kirrungen an, das sind Stellen, an denen er kleine Mengen artgerechten Futters ausbringt, um die Wildschweine anzulocken. Das hat aber nicht viel mit “Fütterung” zu tun, wie manchmal behauptet wird. Es darf pro Kirrplatz nur ein Liter Mais am Tag verwendet werden, die Anzahl der Kirrungen ist von der Waldfläche abhängig. Pro angefangene 100 Hektar Wald darf nur eine Kirrung betrieben werden (allerdings sind immer mindestens zwei pro Revier erlaubt, wenn weniger Wald vorhanden ist). Gekirrt wird auch grundsätzlich nur im Wald. Das Kirren ist also streng geregelt. Die Wildschweine noch zusätzlich zu füttern steht dem entgegen, was der Jäger erreichen will – eine Verringerung der Population.